Hanau-Gedenktag und Titelverleihung
Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ – Wir sind dabei!
Anlässlich des dritten Jahrestages des rassistischen Anschlags in Hanau veranstaltete das Robert-Koch-Gymnasium am Freitag einen Gedenk- und Projekttag mit verschiedenen Workshopangeboten für den 10. Jahrgang.
Vor dem Beginn der Workshops wurde in einer gemeinsamen Einführungsveranstaltung das Schild der Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ entgegengenommen. Mit einer großen Mehrheit (88 Prozent) hatte sich die Schulgemeinschaft in einer durch die SV und die Schulsozialarbeit durchgeführten Umfrage zuvor dafür ausgesprochen, sich an dem Courage-Netzwerk zu beteiligen. Wie es zu der Entscheidung für die Initiative kam, schilderte die Schülerin Elif Badem aus dem Initiativ-Team in ihrer Ansprache an die Zehntklässler. „Viele von uns haben mit rassistischen Sprüchen zu kämpfen“, so Elif. Umso wichtiger sei es, dass die Schule ein „sicherer Ort für uns alle ist“ und dass „alle füreinander da sind“.
Damit die Schule zu einem Ort wird, „an dem wir gerne sind, an dem wir angstfrei leben“, brauche es Courage und Verantwortung aller Beteiligten, so Schulleiter Steffen Schüssler. Er begrüße deshalb das von den Schüler:innen ausgehende Engagement für eine „Schule ohne Rassismus“ und gratulierte dem Initiativ-Team aus Schüler:innen, Lehrkräften und Sozialarbeitenden zum Erreichen dieses Schrittes.
Als Schulpate konnte der Theaterregisseur Ersan Mondtag (geb. 1987), ein ehemaliger Schüler des Robert-Koch-Gymnasiums, gewonnen werden. Er erzählte den Schüler:innen von eigenen Erfahrungen mit rassistischer Diskriminierung, welche auch dazu geführt hätten, dass er zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn am Theater seinen türkischen Namen ins Deutsche übersetzte. Mittlerweile sei es hingegen selbstverständlicher geworden, dass Menschen mit Migrationsgeschichte wichtige Positionen auf und hinter der Bühne besetzen – und ein solcher Schritt für die Jugendlichen von heute hoffentlich nicht mehr nötig. Für zukünftige Projekte gegen Rassismus sicherte Ersan Mondtag den Schüler:innen seiner ehemaligen Schule seine Unterstützung und Begleitung zu.
Bevor Heinz Stadelmann von der Berliner Landeskoordination „Schule ohne Rassismus“ den Schüler:innen und Schulleiter Steffen Schüssler das Schild übergab, erklärte er zunächst noch das Konzept des Netzwerks. Mit der Entscheidung für das Projekt bekräftigen die Schulmitglieder, sich künftig gegen jede Form von Diskriminierung an ihrer Schule aktiv einzusetzen, bei Konflikten einzugreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema durchzuführen. Stadelmann betonte, dass der Titel „kein Preis und keine Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für die Gegenwart und die Zukunft“ sei.
Im Anschluss an die Übergabe erinnerte Wael Bisher vom Bildungsteam in seiner Rede an die Opfer des Terroranschlags von Hanau. Er beschrieb zudem anschaulich, wie sehr sich Erfahrungen von Rassismus und Diskriminierung auf Menschen, insbesondere Jugendliche, auswirken. Als eine wichtige Strategie gegen Rassismus hob er den Zusammenhalt unter der Schüler:innenschaft hervor. Den Abschluss der Einführungsveranstaltung bildete eine bewegende Videoansprache von Serpil Tepiz Unvar, in welcher sie an ihren in Hanau ermordeten Sohn Ferhat erinnerte. Die Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar ermutigte die Schulgemeinschaft, sich zusammen aktiv gegen Rassismus, Hass und Diskriminierung einzusetzen, damit wir in Zukunft in einer besseren, gerechteren Welt leben können. „Der Weg ist das Ziel. Die Reise ist noch weit“, zitierte sie abschließend ihren Sohn Ferhat Unvar.
In sechs verschiedenen Workshops, die das Robert-Koch-Gymnasium mit Unterstützung des Respekt Coaches Lukas Reuss (Caritas) für die 10. Klassen anbieten konnten, setzen sich die Schüler:innen anschließend mit Themen wie Zivilcourage, Empowerment, antimuslimischem Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Verschwörungsideologien auseinander.
E. Trauboth